Text: Thomas Voigt
Die sich während der Eiszeiten über weite Teile Europas ausbreitenden Gletscher haben Gesteinsmassen aus Skandinavien abgetragen und vor sich her geschoben. Viele dieser Steine finden wir heute in meist abgerollter Form an den Küsten der Ostsee, aber auch im Landesinneren, wo sich stellenweise Meterdicke Sande und Kiese abgelagert haben. Diese werden heute unter anderem für Baustoffe verwendet und in Kiesgruben abgebaut. Um das vortragsfreie Sommerloch zu füllen, haben sich am 15.06.2024 sechs unserer Mitglieder getroffen, um eine solche Kiesgrube in Ostholstein zu besuchen, mit der Motivation in diesem Geschiebe spannende Funde zu machen.
Peter Parpart von der Geo AG in Kiel hatte bei dem Kiesgrubenbesitzer eine Genehmigung zur Begehung für uns erwirkt. Das machte die Exkursion sehr exklusiv, denn es gibt ja heutzutage nicht mehr viele Aufschlüsse, die man problemlos besuchen kann.
Im Rückblick waren die Wetterbedingungen für eine Exkursion ideal. Allerdings begann alles mit einem heftigen Regenschauer, der zum Glück aber nach einer halben Stunde blauem Himmel mit Schäfchenwolken gewichen ist.
Als wir starteten, waren also die Steine frisch gewaschen, und wir legten voller Tatendrang los.
Die Kiesgrube ist riesig. Wir fanden schier endlose Gesteinhaufen mit allen Körnungsgrößen vor. Es war für jeden etwas dabei. Ein Sammler fand seinen ersten Klapperstein. Für die anderen gab es natürlich Seeigel und die üblichen Kleingeschiebe, teilweise perfekt erhalten. Beyrichien-Kalke, Paläoporellen, Stromatoporen gehörten ebenso dazu. Ein wunderschöner Brachiopode im Flint machte einen anderen Sammler glücklich. Auch fanden kristalline Geschiebe bei einigen Ästheten großen Anklang. Die grauen Kalke aus dem Ordovicium waren zwar zahlreich, aber dieses Mal leider fast ohne fossilen Inhalt. Ein Trilobit oder ein größerer Orthoceras wollte sich nicht zeigen. Zwei auffällige Dubiosa konnten nicht liegen gelassen werden. Sie bedürfen aber noch einer gründlichen Untersuchung.
Das Material der Kiesgrube entstammte nicht ausschließlich dem lokalen Geschiebe, sondern war teilweise auch von weit her angefahren, zum Beispiel aus Polen oder von der Nordsee. Als Besonderheit fanden wir darin Geoden aus eisenhaltigem Sandstein mit Schalenresten von Krabben.
Peter hat zum „Knacken“ von besonders harten Steinen wie z. B. Geoden eine Vorrichtung zum gezielten Spalten bereit gestellt. Damit kamen so manche Überraschungen zutage.
In diesem Zusammenhang ist auch zu berichten, dass eine aus alten Sammelbeständen mitgebrachte, kugelrunde, ca. 10cm große Geode, die sich trotz intensiver Bearbeitung mit diversen Werkzeugen in den vergangenen 30 Jahren erfolgreich dagegen geweht hatte, ihr Innenleben preisgegeben, sich leider als fossilleer entpuppte. Am Ende war das für den Besitzer der Geode aber trotzdem gut, denn endlich hat er nun Gewissheit.
Für den späten Nachmittag hatte Peter in einem Griechischen Restaurant in Ascheberg am Plöner See einen Tisch für uns reserviert. Dort ließen wir es uns gut gehen. Wie jeder weiß, macht Fossiliensammeln ja richtig hungrig. Neben dem üppigen Essen gab es auch gute Gespräche und die Möglichkeit zum intensiven Austauschen von Neuigkeiten über unser gemeinsames Hobby. Es hat sich wieder gezeigt, wie wichtig solche Begegnungen mit anderen Sammlergruppen sind.
An dieser Stelle möchten wir uns noch einmal ganz herzlich bei Peter bedanken, der dafür gesorgt hat, dass jeder von uns zufrieden mit ein paar schönen Funden nach Hause gefahren ist.
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