von Klaus Vöge
Brandschneise in Jütland, DK Viele Windkanter zwischen den Steinen
Im Vorland der abschmelzenden Gletscher dürfte der Wind überwiegend vom Gletscher her geweht haben, da die Abkühlung über dem Eis einen kalten Fallwind vom Eis weg produziert. Die Steine, die auf sandigen, vegetationsarmen Flächen im Vorfeld der Gletscher den eisigen Winden mit ihrer Sandfracht ausgesetzt waren, werden durch den Wind- oder Sandschliff (auch Korrasion) mechanisch bearbeitet. Der Sand wirkt am Gesteinsstück als Schleifmittel. Die der vorherrschenden Windrichtung zugewandte Seite (Luv-Seite) wird abgeschliffen und geglättet, während die dem Wind abgewandte Seite (Lee-Seite) unverändert bleibt. Es entstehen mehr oder weniger scharfe Grate und Kanten. Nach Anzahl der Schliffflächen spricht man von Einkanter, Zweikanter und Mehrkanter. Häufig sind aber auch unregelmäßige Formen. Mehrere Kanten entstehen, wenn der Stein im Laufe des Prozesses ein- oder mehrfach seine Lage durch Solifluktion (Frostschub, Erdfließen) verändert. Ebenfalls kann der Wind seine Richtung ändern. Windkanter sind nicht nur während der Eiszeiten entstanden. Sie bildeten sich zu allen Zeiten und entstehen noch heute wie z.B. in der Sahara. Erstaunlich ist, dass der Zeitraum der Entstehung geologisch gesehen recht kurz ist. In Alaska wurde beobachtet, dass harte Porphyre in 30 Jahren zwischen 5 und 10 mm abgeschliffen wurden. Je nach den herrschenden Bedingungen reichen offensichtlich Zeiträume von rund 100 Jahren zur Schaffung eines von Sand und Wind gestalteten Steins.
Aber nicht nur bei uns gibt es Windkanter; Selbst auf dem Mars sind die Entstehungsbedingungen für Windkanter gegeben. Sie wurden mittlerweile dort auch nachgewiesen.