von Carsten Rohde
Am nördlichen Hang des Wiehengebirges, unweit der Stadt Bad Essen, liegt der Ort Wehrendorf mit seinen Tongruben der Argelith Werke *. An dem Werk vorbeifahrend in Richtung Wehrendorferberg führt die Wehrendorfer Straße als Stichstrasse links abbiegend vor einer leichten Rechtskurve hangaufwärts zu der Tongrube des Wehrendorfer Berges.
Die Sedimente des Unteren Bajoc sind, dies zeigen auch die Aufschlüsse in Franken und auf der Schwäbischen Alb, recht fossilarm. Neben Muscheln wie Pleuromya und den genannten Ammoniten (Sonninien, Dorsetensien) liefern die fossilführenden Horizonte auch Rostren der Belemnitengattung Megateuthis.
Bei der Begehung der Tongrube im Oktober 2006 zeigten sich weite Bereiche der anstehenden schwarzen Tonschichten stark verwittert, zu Zentimeter großen Platten. Diese Ablagerungen entstanden vor rund 170.000.000 Jahren marin-pelagisch und beinhalten viele Toneisensteingeoden, sogenannte Kieselgeoden. In diesen Geoden fanden sich vereinzelt große Ammoniten mit mehreren Dezimetern Durchmesser; in den Tonsteinen finden sich noch heute Rostren von Belemniten der Gattung Megateuthis, in der Regel längs zur Verwitterungsfläche eingebettet.
Abbildung 1 mit Quarzitkristallen besetzter Hohlraum |
Abbildung 2 chemisch umgewandeltes, entkarbonisiertes Rostrum |
Abbildung 3
radialfaseriges calcitisches Rostrum |
Abbildung 4 brüchige Schale mit amorphem Inneren |
Der Grund hierfür ist die thermische Zersetzung des Calcits durch starke Aufheizung, im Verlaufe derer das Kalziumkarbonat (CaCO3) des Rostrums in Kalziumoxid (CaO) und Kohlendioxid (CO2) gespalten wurde. Man spricht hier von einer Ent-karbonatisierung der Fossilien. Ursache dieses Prozesses während des Überganges von der Unter- zur Oberkreide war ein Gesteinsschmelzkörper (Pluton) im Raum Bramsche/Vlotho, dessen Oberkante in ca. 5 km Tiefe lag.
Die geborgenen Rostren waren keine Giganten, maximal 20 cm lang, was angesichts von 50 cm und längeren Megateuthidenrostren eher kleinwüchsig erscheint. Bei gleichem Umfang zeigen sich, von der äusseren Form her, zwei Varietäten: gleichmässig spitz zulaufende Rostren (Abb. 5) und solche, die eine deutliche Aufbauchung im vorderen, dem Apex zugewandten Teil aufweisen (Abb. 6).
Abbildung 5
gleichmässig spitz zulaufende Rostren |
Abbildung 5
deutliche Aufbauchung im dem Apex zugewandten Teil |
Solch ein Bruch in der Rostrumskulptur ist bei Megateuthiden bekannt von der Art Megateuthis gigantea und zeigt hier die Entwicklung eines, dem Orthoostrum vogelagerten Epirostrums. Die plötzliche Verdickung ist, wie schon Schwegler in seiner Revision der Belemniten des Schwäbischen Jura 1965 betont, der eigenartigen ontogenetischen Entwicklung der Giganteen geschuldet.
Aufgrund der Fossildiagenese können Schliffbilder, die die obige Vermutung bestätigen könnten, jedoch nicht erstellt werden. Deshalb bleibt hier nur die Vermutung wie auch bei den gleichförmig spitz zulaufenden Rostren auf Megateuthis elliptica geschlossen werden kann, eine Art, die bekanntermaßen nur eine gering ausgeprägte Epirostralentwicklung aufweist. Der bei gigantea noch so krasse Gegensatz zwischen Vorderrostrum und Epirostrum fehlt, und reduziert sich auf die engste Apikalregion.
*Zur Begehung der Grube ist die Genehmigung der Argelith-Werke einzuholen.