Manfred hat uns in einem Vortrag in gewohnt humorvoller Art einen Teil seiner Sammlung vorgestellt. Für alle die leider nicht dabei sein konnten steht dieser hier zum nachlesen zur Verfügung.
Viel Spaß!
Steine und Fossilien
Text und Bilder: Manfred Liebig
Dieser Text soll eine kleine Einführung in Steine und Fossilien sein. Ich habe hin und her überlegt, wie ich es am besten mache, damit Sie nicht am Ende enttäuscht sind und so ein Gesicht machen:
Es gibt so viele unterschiedliche Fundstücke, und interessant sind sie alle. Hier z.B. eine vulkanische Bombe vom Ätna, Sizilien:
Es handelt sich um Material, das beim Ausbruch aus den Wandablagerungen gerissen wurde. Lava hingegen erinnert eher an Schlacke.
Es folgen ein paar „Museumsstücke“ aus meiner Sammlung:
Eine Trigonia aus dem Jura/Dogger, ca. 140 Millionen Jahre alt.
Ein Fischsaurierzahn aus der Kreidezeit, Maastrichtium, ca. 70 Millionen Jahre alt. Diese spitzen Zähne gehören zu den ursprünglichsten.
Eine Hahnenkammauster aus dem Jura/Dogger, ca. 160 Millionen Jahre alt. Der gefaltete Rand gab ihr den deutschen Namen, er diente wohl der höheren Austauschmöglichkeit für Wasser.
Ammoniten
Ein Ammonit, Widderhorn, benannt nach dem widderköpfigen Gott Ammon von Perisphinctes, der eingeschnürte Verwandte der Tintenfische.
Viele Fundstücke sehen auf den ersten Blick nach nichts aus, haben aber zum Glück zwei Seiten:
Aufgeschnitten, sieht man die schönen Windungen des Ammoniten. Gut sind die Kammern zu sehen mit der Kalzifizierung und die Trennwände aus Hämatit Roteisenstein. Ammoniten konnten mehr als 250 cm im Durchmesser erreichen.
Hin und wieder laufen wir einfach über sie hinweg, über Leben aus lange vergangenen Zeiten, wie hier bei dieser Bodenplatte:
Hier kann man manchmal auch Belemniten finden, wie auch der Ammonit gehört er zu den Tintenfischen:
Belemniten kennen viele unter dem Begriff „Donnerkeil“ vom Strand, früher meinte man, sie würden vor Blitzeinschlag schützen.
Am Strand finden wir auch viele Spuren, die die Eiszeit hinterlassen hat. Die mächtigen Gletscher haben jede Menge Sand und Steine aus dem Norden zu uns gebracht und dann beim Abschmelzen einfach liegengelassen. Viele dieser Steine finden wir in Kiesgruben, an Steilküsten oder eben am Strand. An einigen zeugen Schleifspuren von dem gewaltigen Druck, der durch den Eispanzer auf die Steine während des Transportes ausgeübt wurde.
Die im Vorland des Gletschers liegenden Steine waren dem Wind ausgesetzt, der häufig auch Sandpartikel mit sich führte. Auf lange Sicht wirkte das wie ein Sandstrahl, die Steine wurden abgeschmirgelt, die berühmten „Windkanter“ entstanden. Die glatte Seite war übrigens immer die dem Wind zugewandte Seite.
Beim Strandspaziergang kann man am Spülsaum oft eine schwache, schwarze Linie erkennen. Sie besteht aus Schwermineralien.
Im Spülsaum kann man mit etwas Glück auch Bernstein finden, er stammt oft aus dem Eozän des Baltikums. Selten findet man dort eine Inklusion, hier eine Zuckmücke.
Man kann auch „alten Strand“ finden, Zusammenspülungen aus dem Oligozän von vor 24 Millionen Jahren. Im Anschlag ist sehr schön eine Scheidenmuschel zu sehen.
Zum sogenannten“Sternberger Kuchen“ zusammengebackenes Material aus dem Oligozän:
Ein schöner Längsschnitt durch eine Turmschnecke aus dem Oligozän:
Die Steine, die wir entdecken können, zeigen uns 2 Milliarden Jahre Erdgeschichte. Mein ältestes Stück ist ein Quarzit und ca. 1 Milliarde Jahre alt.
Feuersteine sind immerhin bis zu 65 Millionen Jahre alt. Die weiße Kruste des Feuersteins ist noch nicht ausgefärbt. Oft findet man bei den Feuersteinen sogenannte „Hühnergötter“:
Helgoland mit seinem roten Sandstein hat als Besonderheit einen roten Feuerstein, der oft zu Schmuck verarbeitet wird.
Finden kann man den roten Feuerstein auf der Düne. Hier gilt aber wie bei allen Feuersteinen: Bitte nicht einfachaufschlagen, die umherfliegenden Splitter sind messerscharf und wirklich gefährlich!
Vielleicht hat der eine oder andere schon einmal einen Seeigel gefunden? Dieser Galerites ist ca. 70 Millionen Jahre alt.
Deutlich sind hier die fünf Strahlen zu erkennen.
Seeigel sind verwandt mit Seelilien. Hier der Abdruck eines Seelilienstängels aus dem Danium:
Und hier ein Teil des Stängels mit seinen vielen Segmenten:
Die Stängel zerfallen sehr oft in die einzelnen Segmente. Oft wurde ein Einzelsegment auch als „Bonifatiuspfennig“ bezeichnet.
Hier einmal ein ganzes Tier aus dem Devon, ca. 380 Millionen Jahre alt.
Diese kleinen „Bäumchen“ sind allerdings sogenannte Scheinfossilien, es sind Dendriten. Sie entstehen, wenn durch kleine Spalten Wasser eintritt und dort Mineralien auskristallisiert – rot entsteht durch Eisen, schwarz durch Mangan.
Hier nun ein Querschnitt durch einen Seeigel, die Schale ist weggelöst, er ist lose im Gestein. Das Ganze ist ein sogenannter „Klapperstein“.
Meist sehen Klappersteine jedoch rund aus und haben als „Klapper“ in der Mitte einen Schwamm aus der oberen Kreide, den Plinthosella squamosa, ca. 70 Millionen Jahre alt:
Das nächste Stück ist ein Schwamm (Astylospongia praemorsa) aus dem Silur, er ist ca. 400 Millionen Jahre alt.
Hier nun ein Stück Sediment – durchwühlter Meeresboden, versteinert:
Kleine Ringe auf der Oberfläche und Längsstreifen an den Kanten – es handelt sich um Wohnröhren eines Wurms, die damals senkrecht zur Schichtung angelegt wurden:
Zwar stark abgerollt, an den Rippen aber doch gut erkennbar – eine Koralle aus dem Silur, ca. 400 Millionen Jahre alt. Im Längsbruch ist bei der Koralle aus dem Devon (420 Millionen Jahre alt.) der Aufbau gut erkennbar.
Zum Vergleich eine rezente Koralle:
Als nächstes Exponat folgt eine ca. 400 Millionen Jahre alte Kettenkoralle aus dem Silur.
Eine Kolonie von Bryozoen, Moostierchen, aus der Kreidezeit (70 Millionen Jahre alt.) - Bryozoen gibt es noch heute.
Nun noch ein Seeigel mit einer Besonderheit: Ihr kennt sicher die Verwerfungen und Verfaltungen in Gebirgen, wie z.B. am Vierwaldstätter See.
Wenn die Verwerfung erst nach der Versteinerung von Fossilien passiert ist, gibt einem manchmal eine „fossile Wasserwaage“ Auskunft über die ursprüngliche Lage des Fossils, wie an den nachfolgenden Exponaten gut zu erkennen ist.
Vorder- und Rückseite des Seeigels und eine Turmschnecke.
Eine Oberfläche mit „was drauf“ ist immer interessant, hier das berühmte „Holsteiner Gestein“ roh, bearbeitet und poliert:
Holsteiner Gestein besteht aus einer Zusammenspülung aus dem Holsteiner Meer des Miozäns (vor ca. 23 – 5 Millionen Jahren). Damals war es hier viel wärmer.
Könnt ihr bei diesem Stein schon verräterische Spuren erkennen? Im Inneren befinden sich Bryozoenkolonien und eine Brachiopode. Man kann zudem sehr schön die Verwitterungsrinde erkennen.
Brachipoden (Armfüßer) sehen für das ungeübte Auge oft aus wie Muscheln, es sind aber keine.
Auf dem nachfolgenden Bild könnte man meinen, versteinerte Eier zu sehen. Es handelt sich um einen sogenannten “Rogenstein“, auch ein Scheinfossil. Es sind lediglich Kalkkonkretionen, also rein mineralische Erscheinungen.
Das nächste Bild zeigt ein Stück eines Tintenfisches in einem Stein, der nach einem kräftigen Schlag mit dem Hammer genau an dieser Stelle zerbrach.
Mit etwas Glück findet man einen Bischofsstab (Lituis lituus).
Es gibt Fossilien, die erinnern an Schriftzeichen, die Steine heißen deswegen auch „Schriftsteine“, Graptholithen.
Ein schön herausgewitterter Trilobitenschwanz aus dem Devon (370 -360 Millionen Jahre alt.):
So sehen die ganzen Tiere aus:
Links ein Elrathia kingii aus dem Kambrium, rechts ein Grenops aus dem Devon.
In Flussschottern oder beim Saugbaggern kommen manchmal fossile Tierknochen aus dem Pleistozän, ca 2 Millionen Jahre alt, zum Vorschein:
der Wirbel eines Bisons:
Ein Mammutzahn (Mammutus primigenius):
Hier noch ein paar Beispiele für fossile Pflanzen:
Lebachia ist ein Nadelgehölz aus dem Perm, ca. 250 Millionen Jahre alt.
Annutaria stellata stammt ebenfalls aus dem Perm, es handelt sich um ein Schachtelhalmgewächs:
Ein Farnblattträger aus dem Karbon (ca. 300 Millionen Jahre alt):
Ein Stück verkieseltes Holz, in diesem Fall das Holz eines Mammutbaums aus dem Tertiär (Sequoia sp):
Hat diese kleine Einführung Euch fit gemacht zum Fossiliensammeln? Auf dem nachfogenlden Bild ist ein Fossil zu sehen – wer entdeckt es zuerst?
Das ist übrigens ein Haizahn. Und hier ein weiterer:
Zum Abschluss noch etwas für die Küstenbewohner: Ein kleinerversteinerter Fisch. (Dapelius macutus aus dem Oligozän, ca. 35 Millionen Jahre alt)
Ich hoffe die Reise durch meine Sammlung hat Euch gefallen und zum Sammeln angeregt!
Viel Erfolg!